ÜBELKEIT/ERBRECHEN

VIELE SCHWANGERE LEIDEN DARUNTER

Mehr als die Hälfte aller schwangeren Frauen leiden unter morgendlicher Übelkeit. Einige Schwangere übergeben sich jedoch so häufig, dass Schäden für sie und ihr Kind drohen. In solchen Fällen wird die Schwangerschaft zu einer enormen Belastung. Von übermäßigem Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum) sprechen Ärzte, wenn sich eine Frau mehr als vier bis fünf Mal täglich übergeben muss und bereits mindestens fünf Prozent ihres Körpergewichts verloren hat.

DIE URSACHEN

Die Hyperemesis ist ein Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Die genaue Entstehung der Übelkeit und des Erbrechens ist nicht sicher geklärt. Bei körperlichen oder seelischen Vorerkrankungen ist das Risiko erhöht. Des weiteren konnten Fachleute beobachten, dass die Hyperemesis gehäuft in der westlichen Welt auftritt, und dass sie statistisch gesehen öfter Frauen mit Übergewicht, Essstörungen und Mehrlingsschwangerschaften betrifft. Wer bereits in einer vorangegangen Schwangerschaft darunter gelitten hat, hat ein großes Risiko, beim nächsten Mal wieder betroffen zu sein, zugleich haben auch Erstgebärende ein etwas erhöhtes Risiko. Auch bei Störungen des Embryos und verschiedenen organischen Krankheiten der Mutter (Leber-, Schilddrüsenfunktionsstörungen) kommt die extreme Übelkeit häufiger vor. Seelische Erkrankungen und Störungen (z. B. Depressionen) begünstigen die Hyperemesis ebenfalls.

DER VERLAUF

Die Erkrankung beginnt oft um die sechste bis siebte Schwangerschaftswoche herum. Das fast unstillbare Erbrechen führt dazu, dass nicht genug Nahrung und Flüssigkeit in den Darm gelangen und aufgenommen werden kann. Das kann zu einer Austrocknung der Mutter und indirekt auch zu einer Mangelversorgung des Kindes führen. Ein Drittel der betroffenen Frauen muss stationär in einer Klinik behandelt werden, um Schäden für sich und das Kind zu vermeiden.

Die Hyperemesis gravidarum wird von Medizinern in zwei Grade eingeteilt:
Grad 1 => die Schwangere fühlt sich elend
Grad 2 => Stoffwechsel-Entgleisung mit Austrocknung und Elektrolytverlust (Infusionen sind nötig)

Körperfunktionen drohen zu entgleisen
Neben der Übelkeit leiden die betroffenen Frauen manchmal auch an weiteren Symptomen.
Zu einem extremen Schwächegefühl kommt oft eine trockene Zunge sowie Bewegungs-, Licht- und Geräuschempfindlichkeit.
Eine überstarke Wahrnehmung von Gerüchen. Außerdem leiden die Schwangeren bei beginnender Austrocknung unter einem erhöhten Puls und niedrigem Blutdruck. Die Austrocknung äußert sich oft auch in Auffälligkeiten des Urins (Verfärbung), in obstartigem oder acetonartigem Mundgeruch und in auffälligen Laborbefunden bei Blut oder Urin.
Selten können auch Fieber und Gelbsucht (Leberprobleme) auf sowie Benommenheit auftreten. Das häufige Erbrechen kann außerdem durch den Überdruck, der dabei im Körper entsteht, Schäden an der Speiseröhre, am Übergang zum Magen, in der Lunge oder an einzelnen Nerven auslösen sowie eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) und eine Wachstumsverzögerung des ungeborenen Babys begünstigen.

DAS KANN HELFEN

Verzichten Sie auf fettreiche Nahrung (Kuchen, Chips, Soßen, fette Käsesorten, Wurst etc.) und nehmen Sie viele sehr kleine Mahlzeiten anstelle der üblichen Hauptmahlzeiten zu sich. Auf Kaltes, Saures oder allzu Scharfes und auch Kaffee sollte ganz verzichtet werden.
Weil auch ein abgesackter Blutzuckerspiegel Übelkeit verursachen kann, kann man sich schon abends einen kleinen Snack auf dem Nachttisch bereit stellen (Zwieback, gesüßter Tee in einer Thermoskanne). Durch häufiges Erbrechen trocknet der Körper schnell aus. Weil große Flüssigkeitsmengen oft nicht drin bleiben, kann man viele kleine Schlucke Wasser, Tee, dünne Saftschorle oder Brühe über den Tag verteilt trinken.
Manche Frauen, die unter der Hyperemesis leiden, haben gute Erfahrungen damit gemacht, wenn sie auf ein plötzlich auftauchendes Bedürfnis nach einem bestimmten Nahrungsmittel hören.
Übelkeitsgeplagte können ein Stück frischen Ingwer in dünne Scheiben schneiden, mit kochendem Wasser überbrühen (10 Minuten ziehen lassen) und leicht süßen. Die leicht scharfe Wurzel kann Übelkeit mildern. Auch eine Teemischung aus frischem Ingwer, Kamille, Pfefferminz und Melisse erfüllt diesen Zweck oft gut, ebenso kann Fencheltee das empfindliche Verdauungssystem beruhigen.
Viele betroffene Frauen haben auch mit der Akupunktur sehr gute Erfahrungen gemacht.
Auch die Akupressur Bänder (z.B. von Sanicos) können sehr gut helfen gegen die Schwangerschaftsübelkeit.

HOMÖOPATHIE

bei überstarkem Schwangerschaftserbrechen kann das Mittel Iris versicolor (Schwertlilie) sehr wirksam sein, insbesondere wenn die Übelkeit von Sodbrennen und starkem Speichelfluss begleitet ist.
Hiervon nimmt man dreimal täglich fünf Globuli ein (Potenz D6 oder D12).
Auch das Mittel Jaborandi (Jaborandistrauch), bei dem man die Potenzen D3 bis D6 wählt, wird empfohlen, vor allem, wenn Schilddrüsenprobleme Mitverursacher der Übelkeit sind.
Ein Klassiker ist auch Nux vomica (Brechnuss). Es eignet sich vor allem bei Übelkeit, die durch Geruch ausgelöst wird und von Überforderung und Reizbarkeit begleitet ist.
Auch Sepia officinalis (Tintenfisch) kann helfen, wenn die Schwangere zusätzlich kalte Hände und Füße hat, leicht friert, depressiv und reizbar ist oder sich überfordert fühlt.
Colchicum autumnale (Herbstzeitlose) kann lindern, wenn eine Frau zusätzlich zur Übelkeit Magenschmerzen hat, ihr schon beim Gedanken an Essen übel wird, sie sich schwach fühlt, leicht friert und unter depressiver Verstimmung leidet. Die Mittel können entweder in der C30-Potenz einmalig genommen werden, oder in der D6-Potenz drei Mal täglich.
Bewährt haben sich auch Nausyn-Tabletten, ein homöopathisches Komplexmittel aus mehreren verschiedenen Wirkstoffen.

WANN IN DIE KLINIK?

Wenn eine Frau abnimmt, sich schwach und elend fühlt und kaum etwas bei sich behalten kann, hilft oft nur ein Aufenthalt im Krankenhaus um eine gefährliche Austrocknung zu verhindern. Infusionen normalisieren dabei nicht nur den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt. Sie lindern zugleich auch den Brechreiz, weil eine beginnende Austrocknung ebenfalls Übelkeit verursacht. Infusionen oder auch eine Sonde können außerdem die nötigen Nährstoffe zuführen, wenn eine Frau auf normalem Wege nichts mehr aufnehmen oder bei sich behalten kann. Die Behandlung wird so lange durchgeführt, bis das Erbrechen aufhört oder zumindest nicht mehr öfter als dreimal täglich auftritt. Danach beginnt ein vorsichtiger Aufbau normaler schonender Nahrung.
Bei vielen Frauen legt sich die starke Übelkeit bis spätestens zur 20. Schwangerschaftswoche, manche werden aber bis zum Schluss davon geplagt. Hier ist der einzige Trost, dass die Hyperemesis mit der Geburt des Babys sofort aufhört.

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